SEBASTIAN GÖGEL
Oyster

8. Mai  –  26. Juni 2010

Eröffnung
Freitag, 7. Mai 2010, 19 Uhr
 

 

Die großen philosophischen Fragen seien eigentlich banal, so Gögel, da sie sich jeder stelle. Sicher ist zumindest, dass sie deshalb „groß“ sind, weil sie sich jeder stellt. In den Werken des in Leipzig lebenden Künstlers sind sie jedenfalls sehr präsent: Es geht um existenzielle Fragen, Ängste, Bedürfnisse und Zustände. Diese werden von Gögel, der auch zeichnet, tätowiert und bildhauerisch tätig ist, teilweise drastisch, jedoch nie wertend dargestellt. Er erschafft in erster Linie Formen in deckenden Farben, die er dann durch Ausprobieren und im Schaffensprozess, der für ihn selbst eine Art Material darstellt, so lange verändert, bis er einer bestimmten Atmosphäre oder einer Stimmung eine bildliche Entsprechung verliehen hat. Das Besondere an seinen Werken ist, dass die Themen von den meisten Betrachtern intuitiv erkannt werden, wenngleich sie diese kaum je hätten beschreiben können.
Die Kombination von Wort und Bild – Gögel verleiht seinen Arbeiten kurze aussagekräftige Titel – erklärt und deutet das Dargestellte: In „Existenz“ zum Beispiel, vollführt die Sonnenblume neben ihrer Aufwärtsbewegung zum Licht, gleichzeitig eine angedeutete Gegenbewegung in Richtung Boden. Eine Verneigung, die fast schon demutsvoll anmutet. Dass Gögel jedoch nichts von umständlichem „Geschwurbel“ hält, erkennt man sowohl an seiner eingangs erwähnten Bemerkung über die „großen philosophischen Fragen,“ als auch an der Art, wie er seine Themen zur Darstellung bringt.
In gleicher Weise, wie man komplexe Satzstrukturen um universelle Gewissheiten legen und ihnen damit eine gravitätische Schwere verleihen kann, ist es möglich, solche Grundwahrheiten mit bildnerischen Mitteln pathetisch zu überhöhen. Das gewählte Thema wird dazu mit großer Geste und vor allem ohne jede Ironie umgesetzt. Nicht so bei Gögel. Zwar wirken der enorme Formenreichtum und die düster leuchtenden Farben mancher seiner Werke durchaus opulent – ein „barocker Expressionismus,“ wie Gögel seine Bildsprache mit einem Augenzwinkern nennt. Aber bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Darstellungen äußerst prägnante Metaphern für bestimmte Empfindungen oder kommunikative Schwingungen sind, die sehr konkrete Assoziationen in der Gefühlswelt des jeweiligen Betrachters hervorrufen können. Ein Eindruck ähnlich dem, kurz nach dem Erwachen, wenn das Grundgefühl des Traumes noch klar in Erinnerung, die „Geschichte“ jedoch schon verblasst ist.
Das macht Sebastian Gögels Arbeiten ebenso eindringlich wie verwirrend: Urängste, Triebe, Neigungen, die wir normalerweise nicht ausleben, nehmen in seinen Bildern Gestalt an und zwar für jeden von uns auf eine ganz und gar persönliche Art und Weise. Denn jeder Betrachter hat seine eigenen Erfahrungen und Konflikte, deren Widerschein er in den erkennen kann.

 
 
 

 
HAGEL
 
"BOMBOM"
Installation, Skulptur, Malerei

   


14. März bis 31. Mai 2008
Vernissage Freitag, 14. März 2008, ab 19 Uhr
 

Galerie Adler Frankfurt am Main freut sich, vom 14. März bis 10. Mai 2008 mit BOMBOM eine Ausstellung der aus Sebastian Gögel (*1978 Sonneberg, D) und Paule Hammer (*1975 Leipzig, D) bestehenden Künstlerkooperation HAGEL in den Räumen auf der Hanauer Landstraße zu präsentieren. HAGEL arbeitet seit 2004 immer wieder gemeinsam und zeigen jetzt nach Einzelausstellungen in Leipzig, Berlin, London und Los Angeles die sechste Einzelausstellung ihrer gemeinsamen Karriere.

Die beiden Künstler verbindet eine Liebe zum Grotesken, zum Schaurigen und Wahnwitzigen, das sich in ihren gemeinsamen Projekten widerspiegelt: die Installationen von HAGEL sprengen die Grenzen zwischen den Medien; Malerei, Skulptur, Installation allein scheinen den unruhigen Schaffensdrang, der hinter den überdimensionalen Figuren und Kreaturen von HAGEL steckt, die den Raum nicht nur füllenden sondern ihn und alles darin in Besitz nehmen, nicht halten zu können.

Das Vorgehen von HAGEL gleicht einem Wirbelsturm: Selten steht vor einer Ausstellung mehr als eine Grundidee, an der Sebastian Gögel und Paule Hammer ständig zerren und reißen, neue Elemente hinzufügen und Schwaches abschlagen; bis zur letzten Minute vor Ort wachsen der Referenzrahmen um die Projekte und die Komplexität der Elemente.

Vom ersten Moment an, in dem der Besucher die Ausstellung BOMBOM betritt, beginnen mögliche Geschichten und Assoziationen auf ihn einzuprasseln. Nach einem beinahe Grimm’schen Böse-Hexe-Prinzip locken HAGEL den Besucher an mit visuellen Bonbons, deren Reize auf unterschiedliche, meist von einem konjunktivierenden kleinen Seufzern begleitete Verlangen-Wünsche-Träume ausgerichtet sind: Sie versprechen Reichtum, Abenteuer, Geheimnisse, Mystisches und Riesiges – die persönliche Saga, von der man schon als Kind geträumt hat.

Ein „Pingpongspiel mit Metaphern“ nennen HAGEL ihr Environment, eine labyrinthische Struktur aus Lesarten, in die der Besucher unvermittelt hineinfällt und von einer Szene zur nächsten hechtet: Neben den Umrissen eines abgestürzten Kronleuchters, die mit weißen Linien auf die pechschwarz eingefärbte Wand gezeichnet sind, enthüllt ein Wand hoher Vorhang drei Tunnel, die vielleicht in eine andere Welt führen, vielleicht zu ungeahnten Schätzen, vielleicht auch in eine Falle…

Wie Märchenbücher öffnen sich Geschichten, werden hervorgelockt von den eigenwilligen Oberflächen der omnipräsenten Vasen und Gefäße, die mal aus Zucker bestehen, mal aus Gelatine, aus Erbsen – Materialien also, deren scheinbare Exotik sich bei näherer Betrachtung verflüchtigt und die Objekte selbst aus der bezaubernd-beängstigenden Wunderwelt von HAGEL zurückholt in die wirkliche Welt: Was da glitzert und schillert scheint nur im ersten Moment kostbar, die Versprechen, kaum gegeben, sind schon wieder gebrochen.




                    
                     Die richtige Fledermaus im falschen Glockenturm, 2006

 
 
 


 
                        Sebastian Gögel
                       


"FLUCH"
Malerei

30. November 2006 - 30. Januar 2007
Vernissage Donnerstag, 30. November 2006,
18 - 21 Uhr
 

Galerie Adler New York City is pleased to announce the New York solo debut of German artist Sebastian Gögel.


In Sebastian Gögel’s (*1978 Thuringia, Germany) artworks, the world takes on the appearance of a confusing place full of permanent contradictions and conflicts. His particular artistic approach consists of portraying everywhere in his pictures subterranean traps, hiding-places and secrets, as well as fissures and hidden backgrounds, and of turning all dimensions topsy-turvy. A gloomy world is opened to view and shown to be inhabited by hermaphroditic beings situated somewhere between humans and animals, between both known and unknown stages of an ongoing evolution.

The views presented by Gögel invert reality into its opposite: inner worlds are turned inside out, the skin is stripped away from bodies to reveal their fleshy and formless substance, extremities are twisted and elongated, heads are inflated, eyes shifted and noses stretched excessively. The spaces are confusing pitfalls in which may be found every imaginable fear and tension. Gögel creates an exaggerated pandemonium in which all sorts of inscrutable and incomprehensible fantasies attain their artistic form. He plays a game of distortion and mirroring right up to its very limits: in many of his pictures, the artist continuously multiplies various meanings and statements.

This excessive degree of energy and expressiveness is offset again and again by works whose sobriety and purity stand in contrast to the grand pastose gesture, and in which Gögel depicts a spectrum of strained exertion on both the individual and social level, inasmuch he causes the protagonists to grow rigid within a strict hierarchy and a self-imposed discipline. He repeatedly paints and draws the embittered and contorted physiognomies of various personalities. These figures give expression to a degenerated social world in which everyone attempts to see through, to assess and to deceive everyone else. Beneath the sign of spurious respect and feigned interest, all esteem for others is surreptitiously discarded, and one’s own advantage is single-mindedly sought after.

      
Oil and Acrylics on canvas, 2006
 
 
 
 
 
 
Sebastian Gögel - GMORTOX 
                                                     
  

                        Sebastian Gögel                       


"GMORTOX"
Malerei


3. November 2005 - 7. Januar 2006
Vernissage Donnerstag, 3. November 2005, ab 19 Uhr

 

Sebastian Gögels Universum wird von monströsen Lebewesen bevölkert, die einerseits einen märchenhaften, kindlichen Charme ausstrahlen, aber anderseits auch dunkel und bedrohlich wirken.

Die Galerie Adler, Frankfurt am Main, präsentiert vom 3. November 2005 bis zum 7. Januar 2006 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen des jungen Leipziger Künstlers (*1978 in Sonneberg/Thüringen) in einer Einzelausstellung.

Die Gemälde Sebastian Gögels zeigen tierähnliche Geschöpfe, die an Mythen und Legenden erinnern. Sie verfügen über eine dunkle Ästhetik, von der eine ebenso befremdliche wie fesselnde Anziehungskraft ausgeht, ähnlich wie bei einem gefährlichen aber seltsam bezaubernden Unterwasserwesen hinter einer dicken Aquarienwand, von dem man die Augen nicht abwenden kann. Die latente Aggressivität, die in den Bildern mitschwingt, entsteht aus der Empfindung heraus: „Ich fühle mich wie diese Kreaturen“, erklärt Gögel, „es sind Porträts von zwischenmenschlichen Subtilitäten“.

Seine Figuren wachsen aus sich selbst heraus, entstehen ohne Vorzeichnung. Mit dem Ziel einer möglichst großen Annäherung an seine Intuition trägt er Schicht um Schicht neue Farbe auf die Leinwand auf, jeder neue Pinselstrich ist wie ein Eingeständnis des Scheiterns, weil er etwas verdeckt, das so nicht sein sollte. Diese Art, intuitiv an Motive heranzugehen, ist charakteristisch für den Leipziger Maler. So sind seine Gemälde gleichzeitig schön, aber unheimlich, ruhig, aber aggressiv - der Blaue Sammler, dessen samtige Umrisse, die wie Flaum aus dem dunklen Hintergrund hervortreten und so friedvoll an die Flügel einer weißen Taube oder eines Engels denken lassen, zerquetscht die Köpfe der kleinen schwarzen Kreaturen, die er in seinen Händen hält.

Die Grundidee der Vereinfachung komplexer Strukturen und Zusammenhänge, die dennoch eine Vielzahl von Möglichkeiten der Interpretation offen lässt, findet sich auch in Sebastian Gögels skulpturalen Werken, wie etwa seinem zwei Meter hohen „Dunklen Planeten“ und dessen geheimnisvollem Innenleben.
Mit seinen „Vermittlern“, kleinen, dreibeinigen und langnasig-freundlichen Figuren aus Hartschaum, erschafft er ein simples aber in seiner Einfachheit überaus eingängliches System zur Darstellung sozialer Zusammenhänge. Die sieben kantenlosen Figuren, die aussehen „wie große Schlüsselanhänger“ (Gögel), sind frei kombinierbare Platzhalter für alle erdenklichen zwischenmenschlichen Momentaufnahmen. Gögel lässt einen Vermittler auf den Nasen dreier anderer stehen, nennt es „Geburtstag“, er stellt einen etwas abseits, während die anderen einen konspirativen Kreis bilden und nennt es „Außenseiter“.

Mit dem märchenhaften, zum Teil fast kindlichen Charme, der von den Arbeiten Sebastian Gögels ausgeht, konstruiert der junge Künstler jene Art von Andeutungen einer universellen Wahrheit, die mehr fühlbar als wirklich zu erfassen, noch weniger zu begreifen ist, die aber genau deshalb jede Generation von neuem fasziniert und die zu suchen ein ewiger und unendlicher Prozess ist - „denn darum“, so Sebastian Gögel, „geht es in der Kunst - unsterblich zu sein“.


Sammler Purpur (2004)
Öl und Acryl auf Leinwand