Galerie ADLER zeigt die junge in Berlin lebende
Künstlerin Emeli Theander (*1984 Göteborg, Schweden) mit ihrer ersten
Galerieausstellung!
Die Malerin und Straßenkünstlerin Emeli Theander
ist stets den Außenseitern und Freaks auf der Spur und taucht in von
Geistern bewohnte Welten ein. Was ihre Figuren verbindet, ist deren
Existenz an den Rändern unserer heutigen Vorstellungskraft.
Für ihre ersten
Galerieausstellung hat sich Emeli Theander mit dem Glauben an den
Gastkramad beschäftigt. Der alte Nordische Volksglaube beschreibt eine
besondere Verhaltensweise der Geister, die unter Umständen auch für die
Lebenden sehr folgenreich sein konnte. Nach diesem Volksglauben durften
Geister nämlich zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang ihre Gräber
verlassen. Wenn die Geister aber vom Anbruch des Morgen überrascht
wurden, konnten sie sich nicht mehr bewegen, blieben für den Menschen
aber weiterhin unsichtbar. Wenn ein Mensch einen dieser Geister in
diesem Zustand zufällig berührte, wurde er von einer mehr oder weniger
schweren Krankheit heimgesucht. Im heutigen Sprachgebrauch wird der
Begriff Gastkramad noch sehr gerne verwendet um etwas zu umschreiben,
das unheimlich spannend ist.
Emeli Theander beschäftigt sich
zwar mit den Geisterwelten verschiedener Kulturen, doch ihre Werke
suchen keine Antwort auf die Frage, ob es tatsächlich Geister gibt, die
aus welchem Grund auch immer zwischen unserer und einer anderen Welt
stecken geblieben sind, oder ob sie lediglich als Produkte unserer
Einbildung existieren. Theanders Interesse gilt vielmehr dem poetischen
Potenzial der Geister, ihrer Rolle als Katalysatoren für phantastische
Szenarien. So werden Geister während des Malvorganges zu Metaphern, zu
Mittlern zwischen der realen und der eingebildeten Welt oder sogar
innerhalb jenes „Zwischen“-Raums, den sie bevölkern.
Der fortgesetzte Blick auf die
Sphären am Rande von oder zwischen Welten zeigt, wie sehr die Malerin
von flüchtigen, vergänglichen Zuständen fasziniert wird, in denen das
Vage über die definierte Bedeutung obsiegt.
Die Bilder selbst sind
überraschend detailliert, wie sorgfältige Berichte tatsächlich
beobachteter Szenen. Die Spannung der Zweideutigkeit, die die Bilder
ausstrahlen, entsteht aus der Interaktion der unterschiedlichen Ebenen,
die in jedem Bild entwickelt werden. Geister werden als direkte
Gegenüber des Betrachters abgebildet, während im Hintergrund
unidentifizierbare Wesen erscheinen – selbst Geister werden von Geistern
geplagt.
Viele der Figuren in den Gemälden dieser
Ausstellung sind von koreanischen Mythen inspiriert, von
Geistergeschichten und anderen Fundsachen wie etwa Fotografien, die in
aufgegebenen Häusern hinterlassen wurden. Die Fotografien sind Fragmente
verlorener Erinnerungen, ohne konkreten Bezugspunkt zu einer Person. Was
übrig geblieben ist, ist ein vager Eindruck einer Situation in der
Vergangenheit oder der inzwischen eingetretenen Veränderung. Indem sie
diese Quelle als Inspiration für ihre Bilder nutzt, webt die Künstlerin
ein Netz an Bedeutungen um diese Fragmente und verbindet sie mit der
Vorstellung von Geistern als Zwischenwesen. Frauen und Mädchen mit
langen Haaren, in traditionellen koreanische Trachten, oder auch Vögel
und Schamanen werden in Theanders Kompositionen eingewebt. Jeder
Versuch, ihre Gemälde zu entschlüsseln, wird viele Fragen unbeantwortet
lassen, und nur eine Gewissheit liefern – dass Theander, indem sie
unterschiedliche Bedeutungsebenen erschafft und sich mit deren
Wechselbeziehungen auseinandersetzt, die Beziehung zu sich selbst
herstellt sowie Geister, Menschen und imaginierte Szenarien verbindet.
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