"Brotschneidemaschine"
Eine einfache, metallene Brotschneidemaschine steht
auf einem Hocker, der ihr gleichermaßen als Sockel dient bzw. selbst zum
skulpturalen Element wird. Wie dünne Beinchen wirken die Stuhlbeine des
Hockers auf denen, wie ein Kopf oder Körper, die Brotschneidemaschine
selbst hockt. Was wir sehen ist somit nicht eindeutig: ist es ein Körper
(denn die weichen, textilen Elemente der Arbeit muten organisch und
lebendig an) oder ist es schlicht eine etwas ungewöhnliche Kombination von
Alltagsgegenständen? Unterhalb des Hockers befindet sich ein Eimer, in dem
die offenbar schon geschnittenen Stücke aufbewahrt werden; insofern
scheint die Kombination der Gegenstände durchaus eine Logik zu beinhalten.
Die Wahrnehmung des Betrachters springt hin und her, man befindet sich in
einem ungeklärten Zustand im "Dazwischen", zwischen Vorstellung und
tatsächlich gezeigtem Ding. Auf der einen Seite stehen die erkennbaren
Teile der alten, verfärbten Schaumstoffmatratze und die gestopfte
Strumpfhose, die auf der anderen Seite gleichzeitig aber auch etwas
anderes sind oder zu sein scheinen: Schinken, Schwarten, fingerhafte
Würste. Es ist etwas zwischen die scharfen Zacken der Brotschneidemaschine
geraten und quetscht sich im Kontrast zu dieser Härte weich, barock, ja
geradezu niedlich dem dem Betrachter entgegen. Die Assoziation zu einem
Haushaltsunfall liegt nah und verstärkt den Eindruck der Verletzlichkeit
des Körpers noch. Er erscheint hier als fragiles, angreifbares "Ding",
dass leicht deformiert werden kann. Insofern wird der Körper hier in einer
Situation gezeigt, in der die Wahrnehmung "verschoben", d.h., durch den
Unfall sensibler geworden ist. Aller Verletzlichkeit, die hier
thematisiert wird steht die Ironie gegenüber. Komisch ist die altbackene-
und altmodische Anmutung dieses Unfalls, der sich im trauten Heim ereignet
und nicht auf der Autobahn, und folglich sind auch die Gefühlsregungen,
die die Arbeit hervorruft, so ambivalent wie die Brotschneidemaschine
selbst.
|